Innovation & Adaption:
Zukunfts­orientierung in einem dynamischen Geschäfts­umfeld

2.07.2024

Erfolgreiche Strategien und proaktive Lösungen in Zeiten des Wandels – die Branche muss ihre eigenen Geschäftsmodelle zukunftsfähig gestalten. Was sind die aktuellen Herausforderungen, die es zu meistern gilt, welche Chancen bestehen und welche Innovationen können helfen?

Von Florian Wolsiffer

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Trotz anhaltender Disruption, wirtschaftlicher Unsicherheiten und Inflationsdruck passen sich Händler flexibel und widerstandsfähig an die sich ändernden Marktbedingungen an. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen wird erwartet, dass sowohl das aktuelle wie auch die darauffolgenden Jahre eine Zeit sein werden, in der Händler systemischen Herausforderungen wie dem Klimawandel, erhöhtem Druck in der Lieferkette und einer schrumpfenden Erwerbsbevölkerung gegenüberstehen. Jedoch führt dieselbe Periode auch zu mehr Wachstumschancen.

Eine von der Unternehmensberatung Deloitte durchgeführte globale Studie unter 200 Führungskr.ften im Einzelhandel hat fünf zentrale Prioritäten für Einzelhändler im Jahr 2024 festgestellt. An erster Stelle steht die Bewältigung des Inflationsdrucks und die damit einhergehenden notwendigen Kostensenkungen, gefolgt von der Verbesserung der Resilienz der Lieferkette. Auf dem dritten Platz rangiert das Bestreben, ökologisch nachhaltiger zu werden. Ebenso wichtig ist die Steigerung des Marktanteils und die Aufrechterhaltung bzw. die Steigerung der operativen Margen.

Die Bekämpfung der Inflation wird voraussichtlich als Erstes anzugehen sein. Es wird erwartet, dass Verbraucher angesichts von Preiserhöhungen, aufgebrauchten pandemiebedingten Ersparnissen und Budgetkürzungen an ihre Grenzen stoßen. Infolgedessen werden möglicherweise niedrigere Preise eher zum Kauf anregen als Markenloyalität oder Nachhaltigkeitsaspekte. Diese Entwicklung wird vermutlich nicht global einheitlich ablaufen, sondern von regionalen Unterschieden geprägt sein. Während in Nordamerika das Inflationsmanagement im Mittelpunkt steht, wird in Europa parallel das Augenmerk voraussichtlich auf die Verbesserung der Lieferketten-Resilienz gerichtet sein.

Mit der grünen Wende hat sich bereits eine der großen systemischen Herausforderungen abgezeichnet. Der Klimawandel stellt die gesamte Branche vor enorme Herausforderungen. Grüner zu werden bedeutet, regulatorische Anforderungen zu erfüllen und vorerst die Betriebskosten zu erhöhen. Trotzdem sehen die meisten Händler in der grünen Wende eine Chance für Wachstum, da der Druck auf Unternehmen, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, steigt und Verbraucher von Unternehmen erwarten, dass sie aktiv Verantwortung für Nachhaltigkeitsfragen übernehmen. Es wird jedoch auch von großer Bedeutung sein, dass das Engagement des Handels für den ökologischen Wandel glaubwürdig ist und von den Verbrauchern anerkannt wird.

Gleichzeitig werden Einzelhändler zunehmend mit dem Thema konfrontiert sein, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Der Mangel an Arbeitskräften wird sich voraussichtlich 2024 noch verschärfen und zu einem noch stärkeren Wettbewerb um qualifizierte Talente führen. Deshalb wird es für Unternehmen immer wichtiger, attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen und in ihre Mitarbeiter zu investieren.

Ebenso kritisch eingeschätzt wird die Situation der Lieferketten, die unter hohem Druck stehen. Die Erfahrungen mit den jüngsten Unterbrechungen in der Lieferkette haben dahingehend belehrt, dass Lieferketten anfälliger sind als angenommen. Dennoch ermöglicht diese Erkenntnis auch einen Fokus auf die Optimierung der Versorgungswege, um Unterbrechungen zu vermeiden, und bietet damit ein weiteres Potenzial für nachhaltiges Wachstum und die Stärkung der eigenen Marktposition.

Neben den Herausforderungen tun sich auch immer wieder neue Chancen auf – insbesondere durch den Fortschritt neuer Technologien. Die anhaltende Digitalisierung bietet Möglichkeiten zur Optimierung von Prozessen und zur Schaffung von Kundenerlebnissen, die weit über das traditionelle Einkaufserlebnis hinausgehen. Künstliche Intelligenz, SmartCarts, interaktive Displays und automatisierte Micro- Fulfillment-Center sind nur einige Beispiele dafür, wie technische Innovationen das Kundenerlebnis bereichern und Effizienzsteigerungen ermöglichen können.

Auch der Aufstieg des Metaverse bietet neue Chancen. Es ermöglicht völlig neue Formen der Kundeninteraktion und eröffnet neue Absatzmärkte im digitalen Raum, welcher sich zukünftig zu hoher Relevanz entwickeln könnte. Zudem hat das Metaverse das Potenzial, den Handel selbst zu revolutionieren, indem es den Handel mit virtuellen Gütern ermöglicht und so eine zusätzliche Quelle für Umsatzströme eröffnet. Eine andere Erhebung der Unternehmensberatung Deloitte unter 1000 deutschen Verbraucher:innen zeigte, dass insbesondere junge Verbraucher:innen von Unternehmen erwarten, dass sie im Metaverse präsent sind. Sie betrachten es als einen neuen, interaktiven Kommunikationskanal mit hohem Potenzial. Marken, die digitale Produkte anbieten, werden als fortschrittlicher und innovativer wahrgenommen. Die Umfrage zeigte auch auf, dass Konsumenten, insbesondere in der IT- und Gaming-Branche, digitale Produkte positiv aufnehmen.

Bei all diesen Herausforderungen und Chancen ist es entscheidend, Maßnahmen und Investitionen sorgfältig zu priorisieren. Dabei sind es vor allem die Unternehmen, die in innovative Technologien investieren und neue Möglichkeiten ausschöpfen, die in einem sich ständig verändernden Markt erfolgreich sein werden. Es wird essenziell sein, einen ganzheitlichen, strategischen Ansatz zu verfolgen, um die Herausforderungen zu meistern und die Chancen zu nutzen, die sich im Zuge der Weiterentwicklung der Branche und des gesamten Geschäftsumfeldes ergeben. Nur so kann ein nachhaltiges und dauerhaftes Wachstum erreicht und die Zukunft proaktiv mitgestaltet werden.

Florian Wolsiffer hat langjährige Erfahrung in der Einzelhandelsbranche und ist aktuell als Unternehmensberater tätig. Neben seiner Beratungstätigkeit lehrt er in Heilbronn als Gastdozent an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.