Made in Germany – 7 PBS-Unternehmen setzen ein Zeichen

Warum sieben Unternehmen gegen den Strom schwimmen
Trotz hoher Kosten und strenger Auflagen setzen die sieben Unternehmen der Initiative „Standort Deutschland“ bewusst auf Produktion im Inland. Sie nutzen Herausforderungen wie Energiepreise und Umweltvorgaben als Chance und punkten mit Premiumqualität, Innovation und stabiler Logistik. Die regionale Fertigung bietet Vorteile bei der Nachhaltigkeit, da die Transportwege kürzer und die Umweltstandards höher sind. Auch dem Fachkräftemangel begegnen sie aktiv durch Ausbildung und Mitarbeiterbindung. Mit 1.780 Beschäftigten, 83 Azubis und 300 Mio. Euro Umsatz zeigen sie: Produktion in Deutschland kann erfolgreich und zukunftsfähig sein.
Was der Standort Deutschland für den Handel bedeutet
Die Initiative „Standort Deutschland“ zeigt, dass hochwertige PBS-Produkte erfolgreich in Deutschland produziert und vermarktet werden können. Für den Handel ist „Made in Germany“ ein starkes Verkaufsargument, da Verbraucher zunehmend auf Herkunft, Qualität und Nachhaltigkeit achten. Auch in der Spielwarenbranche setzen viele Hersteller trotz Herausforderungen bewusst auf heimische Produktion. Händler, die deutsche Produkte anbieten, heben sich vom Wettbewerb ab. „Made in Germany“ steht somit für Qualität und Zukunft – ein Bewusstsein, das die Initiative weiter fördern will.

Dr. Jan Philipp Ehlers
Geschäftsführer, Rössler Papier
Innovationen statt Niedrigpreise
Ein Unternehmen, das sich klar zum Standort Deutschland positioniert hat, ist Rössler Papier. Im Interview spricht Geschäftsführer Dr. Jan Philipp Ehlers über die Hintergründe.
„Made in Germany“ ist für viele ein starkes Argument – aber wie erleben Sie das konkret im Verkauf? Gibt es eine wachsende Nachfrage nach Produkten aus deutscher Fertigung, oder ist der Preisdruck noch immer das entscheidende Kriterium?
Dr. Jan Philipp Ehlers: Sie haben recht, der Preisdruck am Standort Deutschland ist eine echte Herausforderung – insbesondere aufgrund der hohen Lohn- und Lohnnebenkosten. Für Produzenten in Deutschland liegen diese je nach Branche im Produktionsbereich acht- bis zehnmal höher als in China.
Wir stellen uns dieser Herausforderung jeden Tag und setzen auf die Vorteile am Standort Deutschland: kurze, effiziente Abstimmungen entlang der Wertschöpfungskette von Produktentwicklung bis Produktion. Kurze Logistikwege mit geringeren Kosten und weniger CO2-Ausstoß sowie hohe, verlässliche Qualität durch Handwerkskunst und zuverlässige Fachkräfte, gepaart mit kurzen Innovationszyklen. Unsere Leidenschaft gilt Produkten mit echtem Mehrwert – hochwertig und emotional. In unsicheren Zeiten möchten wir damit Freude schenken und besondere Momente bereichern. So entsteht ein Sortiment, das sich klar vom Wettbewerb abhebt. Alle genannten Punkte zusammengenommen rechtfertigen als Gesamtpaket dann auch den Standort Deutschland.
Viele Unternehmen setzen mittlerweile auf Eigenmarken großer Handelsketten. Warum ist es für Rössler wichtig, eine starke eigene Marke zu bleiben?
Eigenmarken habe ihre Daseinsberechtigung bei vielen Funktionsartikeln. Die Marke Rössler steht für die Freude am Besonderen. Der Endkunde kann diese Leidenschaft am Produkt erleben: besondere Haptik und Qualität, zielgruppenspezifische Designs und einzigartige Handwerkstechniken, wie z. B. unsere von Hand geränderten Briefumschläge mit Seidenfutter. Alles eint die Liebe zu den feinen Details. Sie machen den Unterschied. Rössler hat sich über die letzten Jahre immer weiter spezialisiert und sich so zum Marktführer z. B. im Bereich der Kartensysteme zum kreativen Gestalten entwickelt. Die Marke Rössler wird durch diese Merkmale unterscheidbar und kann auch eine sinnvolle Ergänzung zu Eigenmarken sein.
Sie haben sich mit sechs weiteren Unternehmen zur Initiative „Standort Deutschland“ zusammengeschlossen. Gibt es auch eine Zusammenarbeit auf anderer Ebene – etwa beim Einkauf, in der Produktion oder beim Wissenstransfer?
Uns eint die gleiche Philosophie. Wir setzen auf starke Marken mit innovativen Produkten in differenzierender Qualität. Unsere Sortimente unterscheiden sich aber. Untereinander sind wir Marktbegleiter und keine Konkurrenten. Diese klare Abgrenzung sorgt für eine hohe Vertrauenskultur und ermöglicht effizienten Austausch und Wissenstransfer. Darauf liegt auch der Schwerpunkt.
Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema Ihrer Initiative. Sehen Sie in Zukunft eine noch stärkere Regulierung durch die Politik, oder sollte nachhaltiges Wirtschaften stärker vom Markt und den Verbrauchern gesteuert werden?
Wir sollten uns in Deutschland wieder mehr auf unsere Stärken besinnen: Unternehmertum – vor allem im Mittelstand –, Innovationskraft und Leistungsbereitschaft. Die Regulierungswellen der letzten Jahre waren vielleicht von der Politik gut gemeint, haben aber eine fatale Fehlwirkung. Gerade der Mittelstand wird von Überregulierung besonders belastet – das wird zum echten Wettbewerbsnachteil. Ich wünsche mir, dass wir grundsätzlich wieder mit mehr Vertrauen und Anreizen arbeiten als mit Regulatorik und Bürokratie. Das gilt auch für das Thema Nachhaltigkeit.
Was können andere Branchen, etwa die Spielwarenbranche, von Ihrem Ansatz lernen? Gibt es Konzepte oder Strategien, die sich auch dort umsetzen lassen?
Alle Branchen sind von immer schnelleren Umbrüchen und Veränderungen betroffen. Wir brauchen findige Unternehmen mit tollen kreativen Mitarbeitern, die angepasste Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit finden. Gerade im Mittelstand gibt es solche Unternehmen – natürlich auch im Bereich der Spielwaren. Bei vielen Themen kann der enge Austausch mit Partner-Unternehmen helfen, z. B. um Erfahrungen bei der Umsetzung neuer regulatorischer Anforderungen zu teilen. Eine Zusammenarbeit kann aber auch darüber hinausgehen, indem z. B. die Vorteile und Alleinstellungsmerkmale der Marken in gemeinsamen Marktinitiativen kommuniziert werden.

Peter W. Gygax
CEO Carletto AG

Arnold Fehn
Fehn GmbH & Co. KG

Frank Schneider
Franz Schneider GmbH & Co. KG

Martin Rogler
Geschäftsführer
fischertechnik
Eindämmen der Importe
60 Jahre fischertechnik – Ulrich Texter im Gespräch mit Geschäftsführer Martin Rogler über Lernspaß, Technik und Qualität „made in Germany“.
Herr Rogler: Deutschland befindet sich seit zwei Jahren in einer Rezession. Das laufende Jahr wird ebenfalls herausfordernd. Was glauben Sie, wie es im Black Forest wird?
Martin Rogler: fischertechnik rechnet auch damit, dass 2025 erneut ein herausforderndes Jahr wird. Wir hoffen natürlich, dass mit der neuen Bundesregierung eine gewisse Besserung im zweiten Halbjahr eintritt. Allerdings tut auch fischertechnik einiges dafür, die Weichen so zu stellen, dass die Kurve wieder nach oben zeigt. Wir sind dabei, unser Produktportfolio zu reorganisieren, um mit einer neuen Einsteigerreihe und niedrigeren Preispunkten neue Käuferschichten zu erreichen.
Die wirtschaftliche Dynamik im deutschen Mittelstand leidet sowohl unter den anhaltenden internationalen Konflikten als auch unter den hausgemachten Standortnachteilen. Was muss sich ändern, damit es besser wird?
M.R.: Das Wichtigste, was die neue Regierung anpacken müsste, ist das Eindämmen der Importe und der Paketflut aus China. TEMU & Co. betreiben massives Preisdumping und mischen damit den Markt auf. Für uns als Qualitätshersteller wird es so schwierig, dagegenzuhalten. Die Produkte aus Fernost sind weder getestet, noch entsprechen sie der europäischen Spielwarenrichtlinie. Der Verbraucher ist derzeit stark preisgetrieben und schaut vor allem auf günstige Angebote – Qualität spielt kaum noch eine Rolle.
Ist auch fischertechnik von dieser Entwicklung betroffen?
M.R.: Ich glaube, jeder Hersteller ist von Praktiken dieser Onlinehandelsplattformen aus Drittstaaten betroffen. Da kann man keinen ausnehmen. Natürlich haben große Hersteller stärker darunter zu kämpfen als vielleicht wir, aber gerade für fischertechnik, das immer noch ausschließlich in Deutschland produziert, ist es besonders schwierig, gegen Wettbewerbsprodukte im STEM-Bereich mithalten zu können, die zu einem Drittel oder Viertel des Preises auf solchen Plattformen angeboten werden.
Trump machte früh Ernst mit seiner Androhung, Zölle zu erheben, was womöglich auch Spuren in der Spielwarenbranche hinterlassen könnte. Was erwarten Sie?
M.R.: fischertechnik hat den Vorteil, sehr stark europalastig aufgestellt zu sein – sowohl in der Produktion als auch im Vertrieb. Ein Handelskrieg träfe auch amerikanische Spielwarenkonzerne. Europa dürfte auf Sonderzölle mit Gegenzöllen reagieren. Ich hoffe auf vernünftige Vereinbarungen zwischen Amerika und Europa – im beiderseitigen Interesse. Für die US-Toy-Branche wäre das wohl dramatischer als für den europäischen Markt.
Brüssel will jetzt, dass alles schneller und unkomplizierter in Europa wird, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Wie sehr leidet fischertechnik?
A.R.: Natürlich wäre es für alle hilfreich, wenn wir weniger Bürokratie hätten, auch in der Spielwarenbranche. Brüssel muss jedenfalls aufpassen, dass man den Toy-Bereich nicht zu Tode reguliert. Das betrifft besonders einige Produkte und Zulassungen. Es gibt keine Branche, die so überwacht und kontrolliert wird wie die Spielwarenbranche, dennoch werden die Daumenschrauben immer fester gedreht.
fischertechnik will neue Käuferschichten erreichen. Wie?
M.R.: Wie gesagt, wir strukturieren unser komplettes Programm um – mit Fokus auf neue Produkte im unteren Preissegment. Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg haben wir fünf Baukästen unserer Einsteigerreihe vorgestellt: Kran, Bagger, Radlader, LKW und Traktor. Alle unter 25 €, vier davon bei 16,99 €. So wollen wir auch neue Zielgruppen ansprechen, die fischertechnik bisher wegen des höheren Preisniveaus gemieden haben. Die Preissensibilität der Konsumenten wird uns sicher noch länger begleiten – auch 2026 werden attraktive Preispunkte entscheidend sein, denn hier findet das Hauptgeschäft statt.
Herr Rogler, wir bedanken uns für das Gespräch.