Pop-up-Stores: Hoffnung oder Hürde?

7.06.2025

Sie bieten flexible Lösungen und neue Chancen für Händler, doch Pop-up-Stores sind kein Selbstläufer. Wo das Konzept funktioniert – und wo die Risiken lauern.

Planet Toys Gefühlt. Gekauft. Geschenkt.

Manchmal ist es gerade die Kürze, die Dinge besonders macht. Pop-up-Stores, die nur wenige Wochen oder Monate existieren, spielen genau mit diesem Reiz. Sie schaffen Orte, die Neugier wecken und das Gefühl vermitteln: „Ich muss da hin, bevor es zu spät ist.“ Für den Spielwarenhandel, der von Emotionen, Trends und Erlebnissen lebt, sind Pop-up-Stores ein echter Glücksgriff. Besonders zu Spitzenzeiten wie Weihnachten oder bei Hype-Themen – ausgelöst durch Filme oder Social Media – bieten sie eine Bühne, um Produkte ins rechte Licht zu rücken. Pop-up-Stores punkten nicht nur mit ihrer Flexibilität, sondern auch mit ihrer Fähigkeit, Kunden mit neuen Ideen zu überraschen. Händler können gezielt auf Trends reagieren und so ihr Angebot perfekt an die aktuellen Bedürfnisse ihrer Zielgruppen anpassen – ein Ansatz, der viele neue Möglichkeiten eröffnet.

Hersteller-Pop-up-Stores: Chance und Risiko für Händler

Neben klassischen Pop-up-Stores, die von Fachhändlern betrieben werden, setzen auch Spielwarenhersteller verstärkt auf temporäre Läden. Diese stärken die Markenpräsenz und ziehen Kunden durch exklusive Produkte und Rabatte an. Für Fachhändler stellt dies jedoch eine Herausforderung dar, da Hersteller-Pop-up-Stores zu ihnen in direkte Konkurrenz treten und Kunden vom stationären Handel abziehen können. Um dennoch zu profitieren, sollten Händler auf Kooperationen mit den Herstellern setzen. Gemeinsame Aktionen, exklusive Angebote für den Fachhandel oder die Betonung der Beratungskompetenz im Laden können helfen, die eigene Position zu stärken. So bleibt der stationäre Handel ein unverzichtbarer Partner, während beide Seiten von der Aufmerksamkeit eines Pop-up-Stores profitieren.

Große Erfolge auf kleiner Fläche: Was Pop-up-Stores möglich machen

Pop-up-Stores sind flexibel, anpassbar und überraschend effektiv. Sie eröffnen neue Wege, Kunden zu erreichen, die sonst vielleicht nie durch die Tür eines Ladens gegangen wären. Ein gelungenes Beispiel ist der Pokémon Pop-up-Store, der im September 2024 in Berlin im Einkaufszentrum „The Playce“ eröffnete. Der temporäre Laden lockte Fans mit exklusiven Produkten, interaktiven Erlebnissen und Sammelkarten-Events an. Besucher konnten nicht nur einkaufen, sondern auch ihre Karten tauschen und in einem betreuten Bereich spielen. Dieses Konzept zog zahlreiche Pokémon-Liebhaber an und stärkte die Präsenz der Marke in Deutschland.

Auch der duo flagshipstore in Berlin nutzte die Möglichkeiten eines Pop-up-Stores. Im selben Einkaufszentrum präsentierte der traditionelle Spielwarenhändler im Herbst 2024 eine breite Palette an Markenprodukten und bot Kunden die Gelegenheit, neue Artikel direkt auszuprobieren. Mit seiner zentralen Lage und einem ansprechenden Store-Design konnte der duo flagshipstore nicht nur bestehende Kunden begeistern, sondern auch neue Zielgruppen ansprechen. Ein weiteres Beispiel liefert der Spieleverlag Asmodee, der 2023 einen Pop-up-Store in Essen eröffnete. Unter dem Motto „Brettspiel-Lager“ konnten Kunden aus einer breiten Auswahl an Spielen für Groß und Klein wählen. Der Store diente auch als Plattform, um mit Brettspielfans direkt in Kontakt zu treten und Feedback zu sammeln – ein Erfolg, der zeigt, wie flexibel das Pop-up-Konzept im Spielwarenhandel genutzt werden kann.

Ladensterben und Leerstände:
Pop-up-Stores als Hoffnung für
Innenstädte

In den letzten Jahren hat sich das Gesicht vieler Innenstädte dramatisch verändert. Traditionelle Einzelhändler schließen, während die Zahl der Leerstände zunimmt. Die Gründe dafür sind vielfältig: Steigende Mietkosten, verändertes Konsumverhalten und der Boom des Online-Handels machen es insbesondere kleinen Geschäften schwer, sich zu behaupten. Pop-up-Stores bieten in diesem Kontext eine wichtige Chance, Leerstände kurzfristig zu beleben und die Attraktivität der Innenstadt zu steigern. Mit ihren temporären Konzepten schaffen sie es, freie Flächen mit kreativen Ideen zu füllen und so neue Anreize für Besucher zu schaffen.

Städte wie Freiburg oder Hamburg haben in den vergangenen Jahren Pop-up-Strategien gezielt gefördert, um dem Ladensterben entgegenzuwirken. Die Möglichkeit, neue Produkte oder Konzepte ohne langfristige Verpflichtungen zu testen, lockt nicht nur Händler an, sondern auch Vermieter, die ihre leerstehenden Flächen wieder nutzen wollen. So entsteht eine Win-win-Situation: Händler profitieren von flexiblen Konditionen, während Innenstädte an Lebendigkeit und Vielfalt gewinnen.

Wenn der Einkauf zum Erlebnis wird – und wo es haken kann

Ein Pop-up-Store ist kein gewöhnlicher Laden – er ist ein Erlebnis. Hier wird nicht nur gekauft, sondern entdeckt, gespielt und ausprobiert. Workshops, interaktive Spielstationen oder exklusive Produktpremieren machen jeden Besuch zu etwas Besonderem. Doch genau diese Erlebnisorientierung ist gleichzeitig eine Herausforderung: Die Inszenierung erfordert Kreativität, Planung und Budget. Für kleinere Händler kann der Aufwand schnell die verfügbaren Ressourcen übersteigen. Auch die Erwartungshaltung der Kunden ist hoch – ein einfacher, „uninszenierter“ Verkaufsstand reicht oft nicht aus, um Aufmerksamkeit zu gewinnen. Ein Branchenexperte betonte jüngst, dass Pop-up-Stores durch ihre Erlebnisorientierung zwar einen Vorteil gegenüber rein digitalen Angeboten haben, dieser jedoch nur dann greift, wenn die Umsetzung stimmt. Ohne ein durchdachtes Konzept droht die Investition zu verpuffen – und der erhoffte Umsatz bleibt aus.

Die Schattenseiten der Flexibilität: Risiken und Herausforderungen

So spannend und flexibel Pop-up-Stores sind, sie bringen auch klare Nachteile mit sich. Einer der größten Faktoren ist der hohe Zeitdruck: Vom Standort über die Ausstattung bis hin zur Bewerbung bleibt oft wenig Spielraum für Fehler. Wer sich hier nicht frühzeitig absichert, riskiert Fehlentscheidungen, die sich direkt auf den Erfolg auswirken.

Zudem sind Pop-up-Stores vor allem in gut frequentierten Lagen teuer. Mieten in Einkaufszentren oder an zentralen Plätzen können für kleine Händler schnell unerschwinglich werden. Gleichzeitig ist der Erfolg stark vom Standort abhängig – wer die Laufkundschaft falsch einschätzt, bleibt auf seinen Kosten sitzen. Langfristige Kundenbindung ist ein weiteres Problem. Da Pop-up-Stores oft nur wenige Wochen bestehen, bleibt wenig Zeit, um eine stabile Beziehung zu den Kunden aufzubauen. Wer nicht gezielt mit digitalen Kanälen wie Social Media oder E-Mail-Marketing arbeitet, verliert nach der Schließung oft den Kontakt zu seinen Besuchern.
Ein Fazit mit Potenzial: Warum Pop-up-Stores den Unterschied machen
Pop-up-Stores sind mehr als ein Trend – sie sind ein Erlebnis, eine Strategie und eine Antwort auf die Herausforderungen des modernen Handels. Sie schaffen Räume, die Kunden verzaubern und Händler inspirieren. Doch der Erfolg kommt nicht von selbst: Ein klares Konzept, eine gründliche Planung und der Mut, Risiken einzugehen, sind entscheidend. Händler müssen die Stärken und Schwächen dieser Strategie genau abwägen und ihre Ressourcen klug einsetzen.

Ob große Marken oder kleine Händler: Pop-up-Stores eröffnen die Möglichkeit, flexibel auf Trends zu reagieren, neue Zielgruppen anzusprechen und Fantasie zum Leben zu erwecken. Mit der richtigen Strategie wird der temporäre Store nicht nur ein Ort des Verkaufs, sondern eine Bühne, auf der Händler und Kunden gemeinsam Geschichten erleben können.