Warum klassische Stellen­aus­schreibungen nicht mehr reichen

21.08.2025

Die Spielwarenbranche steht für Kreativität, Tradition und starke Markenbindung. Doch genau diese Stärken erschweren die Suche nach qualifizierten Fach- und Führungskräften zunehmend.

Von Daniel Frankenberg

Planet Toys Gefühlt. Gekauft. Geschenkt.

In einem Markt, in dem Emotionalität und Produktfaszination seit Jahrzehnten zentrale Erfolgsfaktoren sind, wirken klassische Stellenausschreibungen immer häufiger unzureichend. Denn die passenden Köpfe – Menschen mit digitaler Kompetenz, Innovationskraft und Leidenschaft für Spielkonzepte – sind selten aktiv auf Jobsuche. Sie sind meist fest in Unternehmen eingebunden, die ihren Beitrag schätzen und ihnen Freiräume für kreatives Arbeiten lassen. Entsprechend reagieren sie kaum auf öffentliche Stellenanzeigen.

 

Branchenspezifische Herausforderungen

Anders als in vielen Industriezweigen spielen in der Spielwarenbranche Werte wie Begeisterung, Vertrauen und eine persönliche Bindung an das Produkt eine herausragende Rolle. Für potenzielle Kandidaten bedeutet das: Ein Wechsel muss nicht nur inhaltlich attraktiv sein, sondern auch zur eigenen Haltung passen. Solche Motive lassen sich über klassische Recruiting-Kanäle kaum transportieren. Zudem verändern sich Rollenprofile spürbar. Digitale Vertriebskanäle, internationale Märkte und neue Konsumtrends fordern Kompetenzen. Social-Media-Erfahrung, E-Commerce-Expertise oder Know-how in digitalen Markenwelten sind gefragt – gerade in einer Branche, die traditionell stark stationär geprägt war.

Neue Wege der Ansprache

Um diese Talente zu erreichen, müssen Unternehmen ihre Recruiting-Strategien erweitern. Eine gezielte Präsenz auf Plattformen wie LinkedIn oder in branchenspezifischen Communities kann entscheidend sein, um Aufmerksamkeit zu schaffen. Gleichzeitig ermöglicht eine proaktive Direktansprache das Aufgreifen von Wechselpotenzial bei Kandidatinnen und Kandidaten, die nie auf eine klassische Ausschreibung reagieren würden. Erfolgreiches Recruiting heißt heute auch, Geschichten zu erzählen: Warum ist ein Unternehmen ein spannender Arbeitgeber? Wie verbindet es Tradition mit Innovation? Welche Werte leben die Menschen dort? Gerade in einer Branche, die selbst vom Storytelling lebt, sollten auch Recruiting-Strategien diese emotionale Ansprache widerspiegeln.

Impulse für die Branche

Die Spielwarenindustrie und der Spielwarenhandel haben enormes Potenzial, attraktive Arbeitsumfelder zu bieten: sinnstiftende Produkte, internationale Marken, hohe Innovationsdynamik. Doch diese Qualitäten müssen aktiv nach außen kommuniziert und glaubwürdig vermittelt werden – nicht nur in Stellenanzeigen, sondern im persönlichen Dialog, auf Messen, in sozialen Medien und in Netzwerken.
Professionelle Personalberatung kann hier ein wertvoller Erfolgsfaktor sein, indem sie Marktkenntnis, diskrete Ansprache und ein tragfähiges Netzwerk verbindet. So lassen sich auch Kandidatinnen und Kandidaten erreichen, die nicht aktiv auf der Suche sind, aber für die Weiterentwicklung der Branche entscheidend sein können. Wer künftig auf Top-Kandidaten setzen möchte, wird daher nicht umhinkommen, sein Recruiting an die geänderten Erwartungen anzupassen. Es reicht nicht mehr, nur die besten Produkte zu entwickeln – man muss auch die besten Menschen gewinnen, um die Spielwarenbranche langfristig erfolgreich in die Zukunft zu führen.

Daniel Frankenberg

ist Managing Director bei DELTACON, einer auf Fach- und Führungskräfte spezialisierten Personalberatung, die mehrfach von der WirtschaftsWoche als beste Personalberatung Deutschlands ausgezeichnet wurde. Er verfügt über langjährige Erfahrung in der Spielwaren- und PBS-Branche.
frankenberg@deltacon.com; www.deltacon.com